Kerstin Tack bei Gedenkveranstaltung für Theodor Lessing
In Anderten liegt die letzte Wohnstätte von Theodor und Ada Lessing. Dort lebten sie, bevor sie auf der Flucht vor den Nationalsozialisten Deutschland verlassen mussten. Anlässlich des 83. Todestages von Theodor Lessing wurde am Wohnhaus der Familie Am Tiergarten 44 eine Gedenktafel enthüllt. Die hannoversche SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Tack erinnerte in ihrem Grußwort an den streitbaren Philosophen und Publizisten.
Sie betonte, auf welch vielfältige Weise Lessing mit seiner Geburtsstadt Hannover verbunden war. 1908 gründete er hier den Antilärm-Verein; er setzte sich gegen die Unterdrückung von Frauen ein und wurde 1905 Mitglied der SPD - ebenso wie seine Frau Ada, die aktiv in der Partei mitarbeitete. Lessing lehrte als Privatdozent für Philosophie an der damaligen Technischen Hochschule Hannover, der heutigen Leibniz Universität. Aufmerksamkeit errregte er 1925 mit seinem Bericht über den Prozess gegen den Serienmörder Fritz Haarmann, in dem er heftige Kritik an der Rolle der hannoverschen Polizei und Justiz übte. In besonderem Maße ist das Ehepaar Lessing in Hannover aber als Wegbereiter der modernen Erwachsenenbildung bekannt. 1919 gründeten Theodor und Ada Lessing die Freie Volkshochschule in Linden. Heute ist die Volkshochschule Hannover nach einem Beschluss des Rates der Landeshauptstadt nach ihrem Gründerehepaar benannt.
Am 31. August 1933 stirbt Theodor Lessing in Marienbad, wohin er nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geflohen war. Er wird ermordet durch Schergen des NS-Regimes. In ihrer Rede würdigte Kerstin Tack seinen Einsatz für Demokratie und Rechtstaatlichkeit. "Aus der Geschichte lernen, heißt auch heute, wachsam zu sein gegenüber jeder Form von Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit", so die Bundestagsabgeordnete. Sie dankte der AWO Anderten und ihrem Vorsitzenden Fritz Kracke, die das Gedenken an das Ehepaar Lessing pflegen und sich für die Anbringung der Gedenktafel eingesetzt haben. Auf den Stolpersteinen vor dem Haus legten die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung Blumen nieder.
