Zur Studie der Verbraucherzentrale Hamburg über die Abbruchquote bei Lebens- und Rentenversicherungen erklärt die hannoversche SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Tack:

Wir fordern eine klare, einfache und verständliche Angabe der Kosten und Risiken von Finanzprodukten. Verbraucher müssen vor Vertragsschluss wissen, wie hoch ihre Verluste sein können, wenn sie vor Ende der Laufzeit aus einem Vertrag aussteigen.Für eine passgenaue Altersvorsorge ist eine unabhängige Beratung notwendig. Deshalb fordern wir von der Bundesregierung, endlich einen Vorschlag für das Berufsbild "unabhängige Beraterinnen und Berater" vorzulegen.

Die im Auftrag der Verbraucherzentrale Hamburg durchgeführte Studie zur Abbruchquote bei Lebens- und Rentenversicherungen bestätigt einmal mehr: Verbraucherinnen und Verbraucher verlieren große Mengen Geld, weil sie langfristige Verträge abschließen ohne zu wissen, ob sie den Vertrag bis zum Ende der Laufzeit erfüllen können. Hinzu kommt der hohe Anteil der Vertriebskosten. Dadurch wird ein frühzeitiges Vertragsende besonders teuer.

Aus der Studie geht hervor, dass in den vergangenen zehn Jahren durch vorzeitige Beendigung von Lebens- und Rentenversicherungen ein Schaden von 16 Milliarden Euro jährlich entstanden ist. Die Gründe für den Abbruch vor Ende der (meist zwanzig bis dreißigjährigen) Vertragslaufzeit sind vielfältig: Falschberatung, Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit, Existenzgründung, Immobilienerwerb oder die Erkenntnis, dass ein schlechter Vertrag unterschrieben wurde.


Mit einer frühzeitigen, nachhaltigen Anlagestrategie können die meisten dieser Abbruchgründe vermieden werden. Hierzu muss sichergestellt werden, dass Verbraucherinnen und Verbraucher verstehen, welche Risiken mit einem Finanzprodukt zusammenhängen. Das ist unbedingt notwendig, um einschätzen zu können, ob das Finanzprodukt auch bei kurz- oder mittelfristigem Einkommensausfall tragbar ist. Deshalb fordern wir, dass die Kosten einer Kapitalanlage im Produktinformationsblatt in Euro anzugeben sind. Verbraucherinnen und Verbraucher sollen erkennen, mit welchen Anfangskosten ein Finanzprodukt belegt ist und wie lange es dauert, bis sich diese Anfangskosten amortisiert haben.


Auch eine unabhängige Finanzberatung hilft: Wird der Berater nur noch vom Kunden und nicht mehr vom Anbieter bezahlt, so steigt auch sein Eigeninteresse an einer guten, marktvergleichenden Beratung. Voraussetzung für eine unabhängige Beratung ist, dass Verbraucherinnen und Verbrauchern auch Tarife abschließen können, die frei von Abschlusskosten sind.


Dass Vertriebskosten auf die ersten Vertragsjahre verteilt werden ist nicht mehr zeitgemäß. Jedenfalls müssen Verbraucherinnen und Verbraucher eine kostenneutrale Ausstiegsmöglichkeit aus Altersvorsorgeprodukten der Versicherungsbranche erhalten.