Von den zurzeit 2.762.000 Arbeitslosen in Deutschland haben 6,5 Prozent eine Schwerbehinderung. Für diese Personengruppe gestaltet sich der Zugang zum Arbeitsmarkt oft deutlich schwieriger als für Menschen ohne Behinderungen. Anlässlich einer Fachveranstaltung in Berlin unterstreicht die behindertenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion Kerstin Tack die Notwendigkeit, sich den Herausforderungen an einen inklusiven Arbeitsmarkt zu stellen:

"Teilhabe am Arbeitsleben im Sinne der UN-Behindertenrechtskonvention braucht mehr passgenaue und personenzentrierte Arbeitsplätze mit möglichst vielen Alternativen zur Werkstatt für behinderte Menschen. Eine wichtige Rolle spielen dabei Integrationsbetriebe. Dort arbeiten deutschlandweit mehr als 22.000 Beschäftigte, von denen etwa die Hälfte mit einer Behinderung lebt. In den kommenden drei Jahren soll der Ausbau der Integrationsbetriebe darum mit jeweils 50 Mio. € aus Mitteln der Ausgleichsabgabe gefördert werden. Integrationsbetriebe beschäftigen dauerhaft einen Anteil von 25 bis 50 Prozent Menschen mit Behinderungen, die bei Bedarf arbeitsbegleitend betreut werden. Die Betriebe gehören zum ersten Arbeitsmarkt und bieten sozialversicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse nach Tariflohn an.

Im Rahmen des Bundesteilhabegesetzes wird in dieser Legislaturperiode zudem angestrebt das bisher nur in einzelnen Bundesländern modellhaft erprobte Budget für Arbeit bundesweit einzuführen, um individuelle Lösungen besser zu ermöglichen.

Da eine inklusive Arbeitswelt die Anstrengungen aller Beteiligten braucht, ist es eine gute Entwicklung, dass Arbeitgeber zunehmend die Chancen und Potentiale von Auszubildenden und Mitarbeitenden mit Behinderungen in den Vordergrund rücken. Trotzdem gibt es noch 37.500 Unternehmen, die Ausgleichsabgabe zahlen müssen, weil sie gar keine schwerbehinderten Mitarbeitenden beschäftigen. Arbeitgeber müssen weiter zur Einstellung von Menschen mit Behinderungen ermutigt werden und die notwendige Unterstützung erhalten, um vorhandene Förderstrukturen zu nutzen.

Um die Sonderwelten auf dem Arbeitsmarkt zu verringern, ist ein inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen eine wichtige Voraussetzung. Der Nationale Bildungsbericht hat gezeigt, dass sich die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen mit jeder Bildungsstufe verringert. Darum ist es gut, dass die Instrumente zur Förderung beruflicher Bildung Anfang des Jahres im Rahmen der Allianz zur Aus- und Weiterbildung um die Möglichkeit der assistierten Ausbildung erweitert wurden.

Neben den vorhandenen Förderstrukturen leistet die insgesamt 140 Mio. € umfassende Initiative Inklusion einen großen Beitrag auf dem Weg zum inklusiven Arbeitsmarkt. Mit 80 Mio. € werden so 20.000 Jugendliche mit Behinderungen beim Übergang von der Schule in den Beruf begleitet. Durch Leistungen an Arbeitgeber werden mit 15 Mio. € 1.300 neue betriebliche Ausbildungsstellen und 4.000 Arbeitsplätze für Über-50-Jährige mit Schwerbehinderungen geschaffen. In die Stärkung der Inklusionskompetenz der Kammern fließen weitere 5 Mio. €. Durch die Inklusionsinitiative für Ausbildung und Beschäftigung werden 50 Mio. € zugunsten der Beschäftigung und Beratung schwerbehinderter Menschen auf dem Arbeitsmarkt aufgewendet. Das Projekt zur direkten Ansprache von Arbeitgeberinnen und Arbeitgebern im Rahmen des Projekts „Wirtschaft inklusiv“ ist mit knapp 5 Mio. € finanziert."