Ohne die Zustimmung ihres Mannes darf eine Frau keiner Arbeit nachgehen oder entscheiden, wo sie wohnen will. Ihr Geld und ihre Einkünfte gehören dem Ehemann, sie hat keinen gesetzlichen Anspruch auf ihre Kinder, kein Recht auf Mitgliedschaft in einer Partei. Eine Frau hat kein Recht zu wählen. So sah die Realität Anfang des 20. Jahrhunderts aus.

Die Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion für Arbeit und Soziales Kerstin Tack ruft die Benachteiligung von Frauen in der Geschichte in Erinnerung, wenn am morgigen Weltfrauentag wie jedes Jahr wieder zahlreiche Aktionen für Gleichstellung in Hannover stattfinden. Dieses Jahr steht der Tag im Zeichen eines Jubiläums: Seit 100 Jahren haben Frauen in Deutschland das Recht zu wählen.

„Die Sozialdemokraten waren die ersten, die sich für ein Frauenwahlrecht stark machten – schon im Jahr 1891“, erklärt Tack. „1918 wurde das Frauenwahlrecht endlich eingeführt und bildete den Auftakt für die allmähliche Gleichberechtigung von Männern und Frauen.“ Von einem Happy End der Geschichte sei man aber noch weit entfernt, bemerkt die Bundestagsabgeordnete: „Gerade im Berufsleben haben Frauen oft das Nachsehen, z.B. wenn sie unfreiwillig in Teilzeit arbeiten, weil sich Arbeit und Familie nicht unter einen Hut bringen lassen. Deshalb freue ich mich sehr, dass wir das Rückkehrrecht von Teilzeit in Vollzeit und den Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung in der Grundschule im Koalitionsvertrag verankern konnten.“

Am 8. März wird Kerstin Tack zwischen 17 und 19 Uhr Nelken auf dem Kröpcke an Passantinnen verteilen und eine „Frauen-Wahl“ durchführen. „Interessierte können auf einem ‚Frauen-Wahlzettel‘ angeben, was sie sich für ihr Leben in Zukunft wünschen“, so Tack. „Wir organisieren außerdem ein Quiz zum Thema Gleichstellung.“ Zudem werde es die Online-Plakat-Aktion „Frauen gehen wählen“ geben. In diesem Zusammenhang veranstaltet die Bundestagsabgeordnete am 11. März auch eine Filmvorführung, bei der im Anschluss darüber diskutiert werden soll, wie mehr Frauen an die Wahlurne gebracht werden können. „Frauen mussten ihre Stimme schon immer besonders laut erheben, um zu ihrem Recht zu kommen. Es ist wichtig, dass sie dies auch bei Wahlen tun – denn Frauenrechte werden nicht zuletzt durch Wahlen entschieden“, betont Tack.