Gestern haben wir einen ganz besonderen runden Geburtstag gefeiert, nämlich das 50-Jährige Bestehen der Parlamentarischen Linken (PL). Die PL ist die größte Strömung innerhalb der SPD-Bundestagsfraktion. Auf unsere bewegte Geschichte haben wir gestern im Rahmen einer Podiumsdisskussion zurückgeblickt.

Die Gründung der „Gruppe der 16. Etage“ im Jahr 1969 war die Stunde null der PL. Damals hatten nahezu alle Fraktionsneulinge ihre Büros auf dem 16. Stock des Bonner Abgeordnetenhauses, daher der Name. Die jungen Linken organisierten sich, um gemeinsam zwei Ziele zu erreichen: Erstens die Demokratisierung der SPD-Fraktion, zweitens der Kampf für sozialistische Positionen in der Fraktion. Diese Ziele verfolgte die Gruppe auch mit spektakulären Aktionen der außerparlamentarischen Opposition, unter anderem gegen die „Marktwirtschaftsidioten“ in der eigenen Partei. Weil sie sich dadurch aber zunehmend isolierte, gründete sich die Gruppe im Jahr 1972 als „Leverkusener Kreis“ neu. Auf Initiative vor allem von Björn Engholm fokussierte sie sich nun vor allem darauf, linke Positionen innerhalb der eigenen Fraktion durchzusetzen - immer unter dem Leitmotiv, die „sozialistische Identität gegen die Konformitätszwänge der tagtäglichen Routine zu behaupten“ (Karl-Heinz Hansen). Durch eine sachorientierte und mehr und mehr professionelle Arbeitsweise brachte sie sich sich konstruktiv in die Parteilinke - damals der „Frankfurter Kreis“ - ein. Ab 1978 dann begann der Zerfall des Leverkusener Kreises. Reformsozialistische Initiativen in der SPD scheiterten zu oft, der reine Pragmatismus von Kanzler Schmidt frustrierte Viele. So wandten sich einige frustriert vom Leverkusener Kreis ab, während sich andere zunehmend in Richtung Fraktionsmitte orientierten.

Im Jahr 1980 schließlich erfolgte die Neugründung als Parlamentarische Linke, um innerhalb der Fraktion sachorientiert und konstruktiv für linke Reformen zu streiten. Diesem Ziel haben wir uns bis heute verschrieben.

Die Parlamentarische Linke ist heute ein inhaltlicher Motor in der SPD-Bundestagsfraktion. Uns kennzeichnet nach wie vor, dass wir die alltägliche parlamentarische Arbeit und das Nachdenken über die großen Linien einer linken sozialdemokratischen Reformpolitik zusammenführen. Gestern ging es deshalb nicht nur um die Vergangenheit, sondern auch um unsere zukünftige Arbeit als Linke in der Sozialdemokratie. Alles Gute - und auf die nächsten 50 Jahre!

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