Liebe Leserinnen und Leser,
das Ergebnis der Europa-Wahl hat uns alle geschockt und ratlos gemacht. Hatten wir doch für ein starkes und soziales Europa geworben, das den Zusammenhalt stärkt und die Herausforderungen der Zukunft sozial, ökonomisch und ökologisch vorantreibt. Aber wir haben es nicht geschafft, für unsere Inhalte hinreichend Vertrauen zu bekommen.

Kerstin Tack

Der Rücktritt von Andrea Nahles als Partei- und Fraktionsvorsitzende hat uns zusätzlich stark erschüttert und uns wieder einmal bewusst gemacht, dass wir nicht nur an der Klärung wichtiger inhaltlicher Positionen zum Sozialstaat der Zukunft, Verteilungsgerechtigkeit, Klimaschutz und Friedenspolitik arbeiten müssen, sondern auch an unserem innerparteilichen Zusammenhalt. Wir können nicht eine solidarische Gesellschaft als Ziel verfolgen und uns intern derart unsolidarisch und selbstzerfleischend verhalten. Wer Vertrauen in seine Gestaltungskompetenz erhalten will, der muss auch ein Bild einer geschlossenen Partei vermitteln, die an Inhalten und nicht nur an sich selbst arbeitet. Hier müssen wir dringend besser werden. Aktuell wird über eine neue Parteispitze diskutiert und mehrere Bewerberinnen und Bewerber haben sich bereits ins Spiel gebracht. Auf den Regionalkonferenzen werden wir uns alle ein Bild machen können und abwägen, mit wem und in welcher Konstellation wir unsere Partei richtig aufstellen.

Es ist gut, dass Rolf Mützenich jetzt erklärt hat, dass er als Fraktionsvorsitzender für die Länge der Legislatur arbeiten möchte. Ich kenne Rolf seit vielen Jahren und habe ihn als starken, umsichtigen und integrativen Kollegen kennen- und schätzen gelernt.

Der Herbst dieses Jahres wird uns in vielerlei Hinsicht intensiv fordern. Die Arbeit in der Regierung, die Diskussion um die neue inhaltliche Ausrichtung und die Frage des Parteivorsitzes müssen diskutiert und auf unserem Parteitag im Dezember entschieden werden. Ich bin an Ihren und Euren Meinungen sehr interessiert. Deshalb teilt sie mir gern mit und lasst uns ins Gespräch kommen.

Ihre und Eure Kerstin Tack