Heute besuchte die hannoversche Bundestagsabgeordnete Kerstin Tack die IGS Büssingweg (Vahrenwald) und den Politikleistungskurs des Jahrgangs 12.

Die Schülerinnen und Schüler bereiteten im Vorfeld einen großen Fragenkatalog an Frau Tack vor, den sie zusammen mit ihr nicht nur „abarbeiteten“, sondern auch in eine lebhafte und ausgewogene Diskussion einstiegen. Der Katalog umfasste aktuelle Themen im Bundestag, darunter vor allem die zukünftige Regierungsform, ob nun als Große Koalition, Minderheitsregierung oder Neuwahlen, aber auch Fragen, die junge Leute beschäftigen, wie z.B. Klimaschutz, Europa, Digitalisierung, Massentierhaltung, ja sogar die Hanflegalisierung war Thema. Der Leistungskurs behandelt in diesem Halbjahr als Kernmodul die politische Teilhabe in der Bundesrepublik Deutschland und befasst sich im Unterricht intensiv mit der Arbeit des Bundestages, sowie mit der Gewaltenteilung. Für die Schülerinnen und Schüler war es eine spannende Erfahrung, sich mit einem Mitglied des Bundestages über die aktuellen politischen Themen zu unterhalten. Außerdem konnten sie Einblicke in die Aufgaben einer Abgeordneten gewinnen. Die Einstiegsfragen bezogen sich auf Kerstin Tacks Weg in den Bundestag. „Ich habe bei der Jugendorganisation, die Falken in Hannover angefangen, mich ehrenamtlich zu engagieren. Das hat mich geprägt. Ich habe über Umwege Abitur gemacht und dann Sozialpädagogik studiert. Ich hatte mich dann mit den Parteien in Deutschland beschäftigt, vor allem mit SPD und Grünen, aber am Ende kam nur die SPD in Frage, denn sie ist meine politische Heimat. Aufgrund der aktuellen Situation im Bundestag wurden zunächst viele Fragen zur GroKo gestellt, wie Kerstin Tack dazu stünde und ob die SPD dadurch an Authentizität verlieren würde. „Ich bin kein Fan der Großen Koalition, mir wären eine Ampelkoalition, Rot-Rot-Grün oder „Jamaika“ lieber gewesen, dennoch dürfen wir uns den Gesprächen nicht verweigern. Dann müssen wir sehen, was dabei herauskommt. Entweder wir finden zueinander oder nicht.“ Kerstin Tack gab daraufhin die Frage ins Publikum, um zu erfahren, wie die Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs 12 dies sehen würden. Viele äußerten Bedenken und sehen die GroKo nur als Option für Krisen. Auch das Thema „Minderheitsregierung“ wurde diskutiert. Diese Option sei wünschenswert, sie einmal auszuprobieren, allerdings liege da der Spielball bei der CDU als stärkste Fraktion.

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Ein großes Thema in der Diskussion war auch Deutschlands Außenpolitik und Europa, sowie die politische Stabilisierung Osteuropas. Es gäbe ein allgemeines Problem, dass sich Länder verstärkt auf ihre Nationalstaatlichkeit beschränken, als ein geeintes Europa im Sinne zu haben. Das mündete in einem Rechtsruck in ganz Europa. Nach den Wünschen von Frau Tack dürfe Europa nicht nur eine Handelsgemeinschaft sein, sondern müsse auch eine gemeinsame Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik haben, sowie eine gemeinsame europäische Armee. Wenn über die europäischen Grenzen hinaus geschaut würde, käme man zum aktuellen Thema „Einsatz der türkischen Armee im kurdischen Teil Syriens“. Diesen Einsatz kritisierte Kerstin Tack. Deutschland hatte als NATO-Mitglied den Kampf gegen den IS unterstützt, genau wie die Türkei auch, allerdings nicht den Einsatz gegen Kurden. Dem schloss sich eine provokante Frage nach Waffenexporten im Generellen an, von denen ja auch Einnahmen in Deutschland abhingen. „Diese Einnahmen brauche ich nicht“, so Tack, „momentan haben wir es noch mit alten Waffenhandelsverträgen aus der Kohl-Ära zu tun, die teilweise über 20 Jahre laufen, aber glücklicherweise wurden keine neuen Verträge mehr abgeschlossen.“ Eine Schülerin eröffnete dann das Themenfeld Umwelt und „Umsetzung des Klimaplans bis 2050. „Die 2020er-Ziele werden erreicht, mit wenigen Jahren Verspätung. Jetzt, da wir den Atomausstieg beschlossen haben, ist Kohle die Übergangstechnologie. Es ist sehr wichtig, dass mehr in die Erneuerbaren investiert wird, dass aber eben auch geschaut wird, dass die Arbeitsplätze der Beschäftigten im Kohlebergbau nicht von heute auf morgen wegbrechen. Den Klimaschutz haben wir natürlich auch weiterhin auf der Agenda“, so Tack. Fahrverbote für Dieselfahrzeuge im Sinne des Klimaschutzes träfe ihrer Meinung nach die Falschen, nämlich die Anwohner und den Lieferverkehr. Man solle grundsätzlicher herangehen und die Antriebstechnologien verbessern oder neu zu entwickeln. Des weiteren ging es in der Diskussion um Massentierhaltung und Konsumverhalten. Kerstin Tack ist gegen Massentierhaltung unter tierunwürdigen Bedingungen, allerdings müssen auch die Konsumenten ihre Haltung zum Fleischkonsum ändern (nicht mehr so billig und nicht mehr so viel Fleisch). Eine letzte Frage bezog sich auf die Digitalisierung: Welche Chancen ergeben sich durch die Digitalisierung für die deutsche Wirtschaft und auch für die Schule der Zukunft? Kann die Digitalisierung auch zu Technikabhängigkeit führen? Dabei ist Kerstin Tack der Meinung, dass die Digitalisierung viel mehr bedeute als Smartboards an den Wänden. Die Digitalisierung werde sehr einschneidende Veränderungen in den Arbeits- und Schulalltag bringen und dabei käme es darauf an, Kompetenzen zu vermitteln und zwar so früh wie möglich. Dann könnten Probleme wie Technikabhängigkeit auch vermieden werden. Mobile Arbeitsplätze und Homeoffice seien fortschrittliche Gedanken, aber ständige Erreichbarkeit müsse vermieden werden, da sie zu Überlastung und Entgrenzung führe. Wichtig sei auch, dass Schülerinnen und Schüler und Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer davor geschützt würden.

Igs Büssingweg