Im November waren gleich drei Sitzungswochen in Berlin angesetzt, darunter die Haushaltswoche und es wurde vieles beschlossen, aber auch die Woche in Hannover umfasste viele spannende Veranstaltungen, an denen Insa Kriwall teilgenommen hat. Hier ist ihr Praktikumsbericht zum Nachlesen:

Als Studentin der Politikwissenschaft legte ich einen Studienschwerpunkt auf den Bereich Soziologie und insbesondere auf das Thema der wachsenden gesellschaftlichen Disparitäten; deswegen freute ich mich in diesem Kontext ein Praktikum im Bereich Arbeit und Soziales bei der SPD-Abgeordneten Kerstin Tack aus meinem Wahlkreis in Hannover zu absolvieren. Inhaltliche Schwerpunkte des Praktikums, das ich im November sowohl im Bundestag in Berlin und im Wahlkreis in Hannover absolvierte, waren das Teilhabechancengesetz, das Rentenpaket und das Qualifizierungschancengesetz. Immer wieder war auch der Erneuerungsprozess innerhalb der SPD ein vieldiskutiertes Thema – für mich war es interessant zu beobachten, inwiefern die Debatten, die an der Basis stattfinden, ihren Weg in die Arbeit der Parlamentarier finden und inwiefern Ansichten geteilt oder abgelehnt werden. Ich hatte das Privileg, sowohl die Arbeit im Wahlkreis, als auch die Arbeit im Parlament kennenzulernen. Deswegen erhielt ich durch das Praktikum wertvolle Einblicke in die Arbeitsweise der parteilichen AGs, der Ausschüsse und Plenardebatten des Bundestages. Mit Kerstin Tack als Sprecherin der AG Arbeit und Soziales kamen zudem noch weitere Gespräche mit Interessensvertretern, Jungendgruppen und Bürgern, zu denen ich sie begleiten durfte.

Ein typischer Tagesablauf lässt sich kaum skizzieren, da Kerstin Tack während meiner Zeit im Berliner und Hannoveraner Büro ein weites Spektrum an Terminen und Aufgaben wahrnahm; deswegen würde ich im Folgenden auf die Highlights während meines Praktikums eingehen. In Hannover schien ein Fokus auf Bürgernähe und Zugänglichkeit für deren Interessen zu liegen; es gab viele Gesprächstermine mit Anwohnern und Verbänden, aber auch Besuche in Kitas und Schulen. Besonders eindrücklich war der Besuch eines neugegründeten Vereins für die Versorgung von Obdachlosen in Hannover; die von den Gründern und Unterstützern geschilderten Herausforderungen bei der Versorgung und Organisation des Vereins, sowie die persönlichen Erfahrungen beeindruckten mich nachhaltig und lenkten meinen Blick auf reale Problemstellungen, die in Universitätsseminaren zur Thematik „soziale Ungleichheit“ keinen Raum finden. Insgesamt erhielt ich bei Kerstin Tack den Eindruck von einer engagierten und interessierten Politikerin, die die Interessen des Wahlkreises im Parlament an die entsprechenden Verantwortlichen weiterleitete.

Drei Wochen verbrachte ich im Abgeordneten-Büro in Berlin – dort waren die Arbeitstage deutlich länger und der Terminplan deutlich enger getaktet: Während der Zeit wurden im Ausschuss A+S mehrere große Gesetze behandelt und im Plenum beschlossen. Die konsensorientierte Arbeit in den nicht-öffentlichen Ausschuss-Sitzungen fand in einer kollegialen und entspannten Atmosphäre statt. Die Regierungskoalition wurde erstaunlich oft von der Opposition für die neuen Gesetze gelobt. Beispielhaft hierfür ist das Qualifizierungschancengesetz, an dem vor allem kritisiert wurde, dass es nicht weit genug ginge – ein schönes (und wahrscheinlich eher ungewöhnliches) Feedback für die Arbeit der GroKo.

Neben der Arbeit innerhalb des Ausschusses für Arbeit und Soziales ermöglichte mir das Praktikum, mich näher mit aktuellen Themen wie dem Brexit und dem Konflikt der Westsahara mit Marokko auseinanderzusetzen – Themenfelder, die ich nicht unbedingt erwartet hatte, zu behandeln. Kerstin beschäftigte sich allerdings aufgrund persönlicher Beziehungen zur Westsahara mit dem internationalen Minurso-Mandat und des geforderten Referendums über die Unabhängigkeit der Westsahara.

Dass der Gesetzesentwurf, den die Bundesregierung für den Fall eines No-Deal-Szenario vorbereitete, auch Regelungen der sozialen Sicherung im Bereich Rente, Arbeitslosigkeit beinhaltet, führte dazu, dass ich mich intensiver damit auseinandersetzten durfte.

Insgesamt war es natürlich schön, die Debatten im Plenum live verfolgen zu können, viel interessanter war für mich aber die Arbeit der Abgeordneten „hinter den Kulissen“. Mittagessen in der Parlamentarischen Linken, bei denen ein sehr offener und ehrlicher Austausch über die aktuelle Politik stattfand, interne Gesprächsrunden, in denen die Strategien abgestimmt wurden und die gemeinsamen Mittagessen mit dem Büro-Team, bei denen es des Öfteren zu genauso spannenden Diskurse wie im Plenum kam.

Ich blicke zurück auf einen Monat mit vielseitigen Erfahrungen und Eindrücken. Nun möchte ich mich am Ende meiner Zeit im Bundestag und des Wahlkreisbüros für die Betreuung und die Chancen bedanken, die mir das Praktikum eröffnete.