Jörn Mang bei "Jugend und Parlament" vom 5.-9.6.2010 Kerstin Tack lädt 18-jährigen Hannoveraner nach Berlin ein
Jugend und Parlament ist ein Planspiel, welches seit 1984 jedes Jahr vom Besucherdienst des Deutschen Bundestages angeboten wird. Dazu werden aus ganz Deutschland Jugendliche eingeladen, um 4 Tage lang die Arbeit eines Abgeordneten zu simulieren. Einer von den dieses Jahr über 300 Teilnehmern war ich.
Im Vorhinein hatte ich mich über die Veranstaltung informiert, wusste also schon, dass die fiktiven Abgeordneten, die man spielt und damit auch die Parteizugehörigkeit, ausgelost werden. Kaum angekommen offenbarte sich mir dann auch schon, dass ich für die nächsten Tage der 44-jährige Holger Schneider aus dem thüringischen Suhl, ehemaliger Apotheker und verheirateter Vater zweier Kinder sein würde. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass ich der Christlichen Volkspartei (CVP) angehören würde, der aus spieltechnischen Gründen namentlich geänderten CDU. Das hieß für mich, dass ich in den nächsten Tagen nicht meine eigenen Überzeugungen vertreten würde, sondern energisch für Dinge eintreten müsse, die ich im echten Leben ganz und gar nicht gutheiße. Für mich dank Theatererfahrung eine zu bewältigende Herausforderung.
Der Tag eines Abgeordneten ist, wie ich jetzt weiß, lang, voller kräftezehrender Verhandlungen über Gesetzentwürfe und Auseinandersetzungen mit dem politischen Gegner. Die erste Vorstellung, von der ich mich verabschieden konnte, war, dass ich in diesen vier Tagen auch nur annähernd genügend Schlaf bekommen würde. Dass das einem auf Dauer ganz schön die Laune verderben kann, sieht man ja an unserer Kanzlerin.
In meinem Ausschuss, dem für innere Angelegenheiten, kümmerten wir uns um direkte Demokratie. Dazu lag uns ein fiktiver Antrag zur Grundgesetzänderung, vorgelegt von der Arbeiterpartei Deutschland, dem Pendant der SPD, vor, der den BürgerInnen mehr Mitbestimmungsmöglichkeit auf Bundesebene geben sollte. Da die CVP direkter Demokratie jedoch ablehnend gegenüberstand, entwickelte ich ein Konzept, um das Gesetz zu verhindern und trotzdem in der Presse (die es innerhalb des Planspiels natürlich auch gab) gut dazustehen.
Wie ihr vielleicht schon ahnt hatte ich sehr viel Spaß. Außerdem habe ich vieles über unsere Gesetzgebung und den Beruf eines Abgeordneten erfahren, was ich sonst nicht hätte wissen können. Alles in allem habe ich viele interessante junge Leute kennen gelernt, mit Menschen verschiedener Ansicht diskutiert und die Politikprominenz hautnah miterlebt. Es hat sich sehr gelohnt und ich bin Kerstin sehr dankbar, dass sie mir diese Möglichkeit gegeben hat.
Jörn Mang