Gedenken an die Opfer der NS-"Euthanasie"
Während des Nationalsozialismus wurden 260.000 Menschen wegen ihrer Behinderung ermordet, weil die Nazis ihr Leben als "unwert" betrachteten. In Berlin wurde diesen "Euthanasie"-Verbrechen heute bei einer bewegenden Veranstaltung gedacht, zu der die Bundesbehindertenbeauftragte Verena Bentele eingeladen hatte.
An der Gedenkveranstaltung im Dokumentationszentrum der Topographie des Terrors nahm auch Kerstin Tack als behindertenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion teil.
Im Rahmen der Veranstaltung stellte die Historikerin Dr. Petra Fuchs von der Alice-Salomon-Hochschule Berlin das Schicksal des jungen Mädchens Irmgard dar, die Epileptikerin war und im Alter von 16 Jahren nach jahrelangen Klinikaufenthalten von den Nazis ermordert wurde. Ihr Beispiel ist charakteristisch für die menschenverachtenden Taten, die die Nationalsozialisten auch an Kindern begingen. Diese kindliche Perspektive greift Tino Hemmann auf, als er aus seinem Roman "Hugo - Der unwerte Schatz" vorliest, in dem die Geschehnisse in einer der sogenannten Kinderfachabteilungen der Nazis beschrieben werden.
In einem sehr bewegenden Auftritt hat schließlich die Musikerin Julia Frick ihrem Großvater gedacht, der im Jahr 1941 in einer Nervenheilanstalt der Nationalsozialisten ermordet wurde. In Erinnerung an ihn spielte die junge Frau ein Wiegenlied, das ihr Großvater vor seinem Tod komponiert hatte.
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung fand eine Kranzniederlung an der Gedenkstätte in der Tiergartenstraße 4 statt, wo die "Aktion T4" zur Ermordung von Menschen mit Behinderungen während des Nationalsozialismus erdacht worden war.