Weder Bundesregierung noch Mineralölwirtschaft haben rechtzeitig und umfassend über den neu eingeführten Biosprit E 10 informiert. Wen wundert da die Verunsicherung der Verbraucher über die Verträglichkeit für die einzelnen Fahrzeuge. Auch die Listen mit den geeigneten Fahrzeugtypen beinhalten keine Garantierklärungen der Hersteller, d.h. die Haftung für mögliche Schäden durch eine Betankung mit E 10 liegt beim Verbraucher.

Dieses Risiko wollen sie zu Recht nicht eingehen und müssen den verteuerten herkömmlichen Sprit tanken. Ob das die Strategie der Mineralölkonzerne ist? Und ob die Einführung von E 10 überhaupt Sinn macht, ist für mich zumindest fraglich. Die verpflichtende Senkung des Treibhausgasanteil im Kraftstoff bis 2020 um 10 Prozent ist richtig, für den landwirtschaftliche Anbau von Pflanzen zur Kraftstoffproduktion werden aber zunehmend mehr Ackerflächen gebraucht, die weltweit immer knapper werden. Abholzung von Regenwald, Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion und steigende Lebensmittelpreise sind die Folge. Für mehr Biokraftstoff aus Getreide und Zuckerrüben weiten sich auch in Europa landwirtschaftliche Produktionsflächen zulasten von derzeit noch naturnahen Flächen aus. Darüber hinaus schädigt mehr Einsatz von Pestizid- und Düngemitteln die Umwelt. Die Kritik an der Produktion von Agrokraftstoffen ist also sehr berechtigt und gute Ziele in der Klimaschutzpolitik werden ad absurdum geführt. Wie Biokraftstoffe noch effizienter und klimaschonender erzeugt und indirekte Landnutzungsänderungen verhindert werden können muss noch weiter untersucht werden. Wir brauchen eine einheitliche Strategie, die auf Effizienz und Nachhaltigkeit ausgerichtet ist und die vor allem die Lebensmittelproduktion nicht verdrängt. Klimaschonender Verkehr könnte z.B. auch durch mehr Elektromobilität oder strengere CO2-Grenzwerte für PKW erreicht werden.