Über 150 Gäste drängen sich im großen Saal des Künstlerhauses Hannover. Sie waren der Einladung der Friedrich-Ebert-Stiftung zu einer Lesung von Erhard Eppler mit anschließender Diskussion gefolgt. Eppler, einst Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit sowie Vor- und Querdenker der SPD, veröffentlichte vor wenigen Wochen sein neues Buch: „Der Politik aufs Maul geschaut. Kleines Wörterbuch zum öffentlichen Sprachgebrauch.“

Leistungsträger, Marktstaat, Gerechtigkeit, Sparen und Vertrauen waren die fünf Begriffe aus dem Wörterbuch, die Erhard Eppler, Kerstin Tack und Lars Klingbeil zur Diskussion stellten. Ihnen ging es dabei um die ideologische Aufladung der Begriffe, die im politischen Streit bedenkenlos eingesetzt werden.

Beispiel Leistungsträger: Leistung kann man nicht tragen, sie wird erbracht. In der Steuerdebatte umreist der Begriff die Gruppe, die die FDP einst als „Besserverdiener“ umschrieb, deren Steuerlast es zu senken gelte. Somit meint Leistungsträger immer Berufstätige mit hohem Einkommen, ohne die eigentlichen Trägerinnen und Träger unserer Gesellschaft einzubeziehen: Rentnerinnen und Rentner, die ihr Leben lang hart gearbeitet haben und sich heute sozial engagieren. Alleinerziehende Mütter, die ihre Kinder erziehen und für ihr Auskommen sorgen. Krankenschwestern, die neben ihrer Nacht- und Wochenendarbeit pflegebedürftige Angehörige betreuen. Diese Aufzählung lässt sich fortsetzen.

Einig waren sich die Teilnehmer dieses „Generationengesprächs“ über die Zeitenwende, die notwendig sei, um eine humane und demokratische Politik durchzusetzen. Eine Politik, die nicht am Interesse des Marktes, sondern seiner Bürgerinnen und Bürger orientiert sei. „Vor dem Hintergrund der Wirtschaftskrise sehen wir die Versäumnisse und Fehler der so genannten „Leistungsträger“ in Banken und Unternehmen wie Schaeffler um so deutlicher“, so Kerstin Tack. „Bei dieser Bundestagswahl müssen wir für unser Konzept einer solidarischen Gesellschaft kämpfen und gegen den „Marktstaat“ der Marktradikalen.“

Erhard Eppler diskutiert mit Kerstin Tack und Lars Klingbeil sein „Wörterbuch zum öffentlichen Sprachgebrauch“
Über 150 Gäste drängen sich im großen Saal des Künstlerhauses Hannover.
Erhard Eppler diskutiert mit Kerstin Tack und Lars Klingbeil sein „Wörterbuch zum öffentlichen Sprachgebrauch“