Unter dem Eindruck zahlreicher entstehender Massentierhaltungsanlagen zog es am Dienstag, den 18.09.2012, Bürger, Initiativen und Verbände nach Barsinghausen, um sich mit den SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Matthias Miersch und Kerstin Tack über die zu bewältigenden Herausforderungen einer preiswerten, gesunden und bewussten Ernährung bei zugleich artgerechter Tierhaltung auszutauschen.

Unter dem Titel „Müssen wir essen, was auf den Tisch kommt?“ stellte Kerstin Tack heraus, dass Verbraucher sich nur dann bewusst ernähren können, wenn sie von den Erzeugern mit hinreichenden Informationen über die Produkte versorgt werden. Die bisherige Produktkennzeichnung erachtet sie für „völlig unzureichend“ Doch nicht nur Erzeuger, sondern auch die Verbraucher sieht Tack in der Pflicht. Eine nachhaltige Lebensmittelversorgung sei nur dann zu gewährleisten, wenn die Verbraucher ihre Nachfrage an ihren tatsächlichen Bedarf anpassten. Häufig komme es durch zu frühzeitiges Wegwerfen zu Verschwendung an Lebensmitteln.
Hieran anknüpfend äußerte Miersch, dass der gerechte Zugang zu Wasser, Energie und Ernährung eine „ursozialdemokratische Frage“ sei, die auch mit Blick auf nachfolgende Generationen und ethische Belange der Tierhaltung zu beantworten sei. Es sei nicht vertretbar, dass der Profitdrang zur Vernachlässigung der Lebensbedingungen der Tiere und Arbeitsbedingungen der Angestellten führe. Auch der kleinere Landwirt müsse eine Chance haben rentabel zu wirtschaften. Der Bau von Massentierhaltungsanlagen dürfe nicht ohne Zustimmung von Kommunen erfolgen. Deswegen sei es zwingend erforderlich, dass die Rahmenbedingungen des momentanen Baugesetzes dahingehend geändert werden, dass jede Kommune selbst darüber entscheiden kann, ob auf ihrem Gebiet eine solche Anlage erbaut wird.
In der anschließenden Diskussion wurde von Bürgerseite insbesondere die Marktmacht der deutschen Verbraucher in Zeiten globalisierter Märkte in Frage gestellt. Es sei nicht davon auszugehen, dass deutsche Erzeuger ihr Angebot als Folge veränderter Konsummuster deutscher Verbraucher ändern, solange der Export rentabler ist. Daraufhin hob Tack hervor, dass das Beispiel „E10“ eindrucksvoll demonstriere, dass Verbraucherverhalten durchaus das Angebot bestimmen kann. Die Anwesenden kamen darin überein, dass nur eine gemeinsame Anstrengung von Politik und Zivilgesellschaft die Weichen hin zu einer gerechten, umweltverträglichen und nachhaltigen Agrar- und Verbraucherpolitik führen wird.

180912 FvO Massentierhaltung