Derzeit leben rund 4.500 Flüchtlinge in Unterkünften der Landeshauptstadt Hannover. Viele dieser Neuzugewanderten wollen hier heimisch werden, die Sprache lernen und auch hier arbeiten. Gleichzeitig fehlen vielen Unternehmen wie auch der üstra geeignete Nachwuchskräfte.

Wie lässt sich aus diesen beiden Komponenten Ihrer Meinung nach eine Win-Win-Situation schaffen?
Es ist richtig, dass wir in den nächsten Jahren eine Vielzahl von Stellen neu zu besetzen haben. Angesichts der wachsenden Konkurrenz um Arbeitskräfte ist die qualifizierte Wiederbesetzung keine leichte Aufgabe. Gelingen wird uns dies nur, wenn wir unser Augenmerk am Arbeitsmarkt auch auf Zielgruppen richten, die wir bislang nicht so sehr im Fokus hatten. Hierzu zählen auch die 4.500 Flüchtlinge. Wichtig ist allerdings, dass sie die für die Tätigkeiten erforderlichen Kompetenzen mitbringen. Dazu zählt insbesondere die Beherrschung der deutschen Sprache.

Sie haben bereits mit der aufsehenerregenden Kampagne „üstra rockt“ mit Erfolg dafür geworben, den Frauenanteil innerhalb Ihres Unternehmens zu erhöhen – und ermöglichen auch Quereinsteigern den Einstieg in Ihr Unternehmen. Könnten Sie sich eine vergleichbare Initiative für Flüchtlinge vorstellen?
Ich kann mir gut vorstellen, im Sinne einer konzertierten Aktion gemeinsam mit anderen Unternehmen und öffentlichen Institutionen eine entsprechende Kampagne auf die Beine zu stellen. Die entgegengebrachte Aufmerksamkeit dürfte bei einer groß angelegten Initiative deutlich höher sein als bei einer Werbekampagne eines einzelnen Unternehmens.

Durch das Inkrafttreten des neuen Integrationsgesetzes wird Geflüchteten der Weg in die Arbeitswelt wesentlich vereinfacht, da unter anderem die Vorrangprüfung wegfällt und Geduldete während ihrer Ausbildung und darüber hinaus ein Aufenthaltsrecht bekommen. Reichen Ihnen diese Maßnahmen aus Arbeitsgeberperspektive aus oder haben Sie weitere Forderungen an die Politik?
Aus meiner Sicht reichen die Maßnahmen aus. Wichtig ist allerdings, dass so früh wie möglich die deutsche Sprache vermittelt wird.

Wie ist die Stimmung innerhalb Ihrer Belegschaft? Wären Flüchtlinge dort willkommen oder gibt es auch Vorbehalte und Berührungsängste?
In der üstra ist es Tradition, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unterschiedlichster Herkunft und Kulturen miteinander arbeiten. Gegenwärtig beschäftigen wir Menschen aus 25 Nationen. Vorbehalte und Berührungsängste sind mir nicht bekannt.


Das Interview ist im Oktober 2016 im kontackt erschienen. Diesen finden Sie hier: