Unter der Überschrift "Wissen gegen Gewalt - Jugend braucht Medienkompetenz | Regeln gegen Missbrauch - Jugend braucht Medienschutz" diskutierten über 120 Teilnehmer am 05.06.2009 auf der Tagung der SPD-Landtagsfraktion aktuelle Fragen im Spannungsfeld zwischen Medienschutz und Medienkompetenz. Die jugendpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion Hannover nahm dabei als Referentin im Workshop „Medienpädagogik im Internet-Zeitalter: Wie sollte eine nachhaltige Medienbildung angelegt sein?“ teil.

Das Interesse am Themenfeld Medienkompetenz und Medienschutz ist groß. Über 120 Teilnehmer diskutierten auf der Tagung der SPD-Landtagsfraktion über Chancen und Risiken der Computernutzung. Jugendliche, Eltern, Lehrer und Medienpädagogen tauschten sich mit Experten aus Wissenschaft und Praxis in Workshops aus. „Die Debatten waren anregend, die Vorschläge an die Politik umfangreich“, meint Daniela Behrens, kultur- und medienpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion. Medienkunde als eigenes Unterrichtsfach, medienpädagogische Elternkompetenzbildung sowie die Stärkung der Erzieher- und Lehrerausbildung waren dabei den Teilnehmern vor allem wichtig. „Wir werden nun die Ergebnisse aus unserer Tagung auswerten. Und wir warten auf die Antworten der Landesregierung auf unsere Große Anfrage zur Situation der Vermittlung der Medienkompetenz in Niedersachsen. Dann werden wir unsere Vorschläge zu diesem Thema vorstellen“, sagt Behrens.

Wie sind die Computerspiele kulturell zu bewerten und was bedeutet dies für die Vermittlung von Medienkompetenz? Das waren auch die zentralen Fragen der Tagung. Handelt es sich um ein im Wesentlichen sozialschädliches Unterhaltungsmittel, das ähnlich wie Alkohol, Tabak oder Glückspiel aus dem Leben von Kindern und Jugendlichen so lang wie möglich verbannt werden muss? Oder handelt es sich um eine kulturelle Schlüsseltechnologie, auf die die Gesellschaften des 21. Jahrhunderts ebenso wenig verzichten können wie auf die Schrift- und Lesekultur? An diesen beiden Fragen orientieren sich auch die zwei unterschiedlichen Strategien des Jugendschutzes: Einerseits werden Aufklärungskampagnen über die schädlichen sozialen Auswirkungen und Suchtgefahren sowie eine Verbannung der Bildschirmgeräte aus Kindergärten, Kinderzimmern und Schulen gefordert, andererseits plädiert man für eine kulturelle Kontrolle des Computers sowie einen starken gesetzlichen Jugendschutz.

„Eine erfolgreiche und umsetzungsfähige Strategie setzt wohl in der Mitte an“, erklärt Behrens. „Denn in der Abschlussdiskussion wurde deutlich: die Vermittlung von Medienkompetenz muss stärker als bisher auf die politische Agenda.“ Medienkunde als eigenes Unterrichtsfach sollte verbindlich in allen Schulen eingerichtet werden, so die Forderung vieler Eltern und Medienpädagogen. So soll die digitale Kluft des Alltags überwunden werden. Denn Kinder und Jugendliche sind vormittags in der Schule Frontalunterricht aus der Kaiserzeit ausgesetzt und nachmittags bewegen sie sich selbstverständlich im Internet, in digitalen Online-Welten oder treffen sich mit Freunden zum Spielen von Computer- und Videospielen. Dabei wünscht man sich eine Medienkompetenzvermittlung, die mehr ist als Computer- und Videospiele, sondern den Umgang mit neuen Technologien und Medien erlernt und eine Bewertung der Internet-Inhalte ermöglicht.

Neue Ansätze forderten die Tagungsteilnehmer auch bei der Ausbildung von Erziehern, Lehrern und Sozialpädagogen. Die Handhabung von neuen Medien muss bei allen in die Lehrpläne. Dazu wünscht man sich Fortbildungsangebote, die es bisher in Niedersachsen nur in geringer Zahl gibt.

Einen Schwerpunkt sollte auch auf die Elternkompetenzbildung gelegt werden. Zum einen sollten sich auch die Erwachsenen mit den Online-Welten ihrer Kinder beschäftigen, zum anderen müssen die Eltern wieder mehr Erziehung übernehmen, um den Umgang mit den neuen Medien für die Kinder sinnvoll zu steuern. Fortbildungsangebote für Eltern, Netzwerke für den gegenseitigen Austausch sowie eine verstärkte Einbindung der Eltern in den Schulalltag regten die Tagungsteilnehmer an.

Aber auch die Jugendarbeit kam zur Sprache. Die zunehmende Bedeutung der neuen Medien dürfe nicht dazu führen, dass Jugendpolitik nur noch virtuell betrieben wird. Überall in den Kommunen müsse man eine finanzielle Abrüstung im Jugendbereich feststellen. Die Stärkung der offenen Jugendarbeit, mehr Jugendräume und Spielplätze sowie mehr Beteiligungsmöglichkeiten und mehr Angebote für Kinder und Jugendlichen forderten die Tagungsteilnehmer.

Weitere Informationen zu dieser Fachtagung finden Sie auf den entsprechenden Seiten der SPD-Landtagsfraktion Niedersachsen: