Bei dem Planspiel „Jugend und Parlament“, zu dem ich von Kerstin Tack eingeladen wurde, schlüpften vom 9. bis 12. Juni 2012 über dreihundert Jugendliche aus der ganzen Bundesrepublik in die Rolle eines fiktiven Bundestagsabgeordneten. Ich spielte die Rolle einer der fiktiven „Partei der sozialen Gerechtigkeit“ (PSG) angehörenden sechsundfünfzigjährigen Chemie-Facharbeiterin aus Brandenburg.

Anhand von vier Gesetzesentwürfen spielten wir den Prozess der Gesetzesverabschiedung und die Tagesabläufe eines Bundestagsabgeordneten nach. Zunächst berieten und diskutierten wir die Themen in den Arbeitskreisen der einzelnen Parteien und im Anschluss mit der gesamten Fraktion, schließlich ging es in die parteiübergreifenden Ausschusssitzungen. Ich bekleidete das Amt der stellvertretenden Ausschussvorsitzenden des Ausschusses „Familie, Senioren, Frauen und Kinder“ und konnte viele Erfahrungen in Bezug auf die Leitung einer Sitzung sammeln. Sehr interessant war die Kooperation mit den anderen Oppositionsparteien, gemeinsam mit der „ökologischen Partei Deutschlands“ und der „Arbeiterpartei Deutschlands“ erarbeiteten die VertreterInnen der PSG einen gemeinsamen Änderungsantrag.
Das Highlight der vier Tage war das Nachspielen einer echten Plenardebatte im Plenarsaal des Deutschen Bundestages, in dessen Anschluss sich die Fraktionsvorsitzenden Frank-Walter Steinmeier, Renate Künast und Gregor Gysi, sowie der stellvertretende Fraktionsvorsitzenden der FDP Florian Toncar und der CDU/CSU- Generalsekretär Michael Kretschmar den Fragen der Jugendlichen stellten. Das Schlusswort hatte Bundestagspräsident Norbert Lammert, in seiner Rede forderte er uns zu politischem Engagement auf, da dieses die einzige Möglichkeit zur Veränderung und zur Gestaltung der Zukunft sei.

Das Planspiel war sehr interessant, ich habe die Prozesse einer Gesetzgebung, sowie die Arbeit eines echten Abgeordneten kennengelernt. Auch wenn wir einen sehr engen Zeitplan hatten, hatte ich sehr viel Spaß. Ich habe gelernt, mich in andere hineinzuversetzen und für Positionen zu kämpfen, die nicht meinen wirklichen Überzeugungen entsprechen, des Weiteren hatte ich sehr viel Freude an den ausführlichen Diskussionen und an den inhaltlichen Auseinandersetzungen mit den unterschiedlichen Themen. Außerdem war es sehr spannend, sich mit anderen politisch engagierten Jugendlichen aus ganz Deutschland austauschen zu können.

Ich bin überzeugt, dass die Eindrücke und Erfahrungen, die ich in diesen vier Tagen sammeln konnte, mir noch sehr viel für mein weiteres politisches Engagement helfen werden.

Nele Groth