Bei einem Podiumsgespräch mit Landesbischof Ralf Meister haben die Niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt, die Bundestagsabgeordnete Kerstin Tack und ihre Kollegin Brigitte Pothmer sich deutlich für den Erhalt der Jugendwerkstätten ausgesprochen.

Zum Auftakt der Veranstaltung in der Werkstatt Süd in Kleefeld unter dem Titel „Niemand soll verloren gehen!“ hatte Hannovers Landesbischof Ralf Meister seine Sorge über die „permanente Gefährdung“ der Jugendwerkstätten zum Ausdruck gebracht, die er als wichtiges Instrument zur Hinführung junger Menschen zum Arbeitsmarkt bezeichnete. Meister beklagte die „allseitige Gefährdung in den Zwängen der Ökonomien“ und verlangte, „Gerechtigkeit zu einem konsensualen Leitbild unserer Gesellschaft zu machen“. Die Frage einer gerechten Gesellschaft sei „immer aus der Perspektive der Schwächsten zu betrachten“, erklärte der Landesbischof.

Jugendliche aus der Werkstatt Süd beklagten den mangelnden Zusammenhalt in der Gesellschaft und meinten: „Wir brauchen ein Netz, das junge Leute auffängt.“

Die niedersächsische Sozialministerin Cornelia Rundt (SPD) erklärte, dass die Gesetze nur „förmliche Chancengleichheit“ garantierten, während tatsächlich 22 Prozent der Jugendlichen am Existenzminimum lebten. Rundt versprach, dass bei den Fördermaßnahmen für die Hinführung zum Arbeitsmarkt die Jugendwerkstätten in Niedersachsen an erste Stelle gesetzt werden sollten.

Die Bundestagsabgeordneten Kerstin Tack (SPD) und Brigitte Pothmer (Bündnis 90/Die Grünen) forderten, durch Vermögensabgaben mehr Geld ins Bildungssystem zu bringen. Die Sozialministerin ergänzte, man brauche „einen verlässlichen Partner auf Bundesebene, der nicht nur Mittelstandsförderung im Blick hat“.

Kerstin Tack forderte zudem alternative Ausbildungsmodelle, die Jugendlichen gegebenenfalls mehr Zeit für die Berufsausbildung wie auch für die Schulbildung einräume. Kirche und Diakonie sollten „verlässliche, starke Partner“ bleiben. Dazu sei allerdings auch eine Reform des Vergaberechts notwendig, um Tariftreue und die vernünftigsten Konzepte bei der Vergabe von Ausbildungsförderungsmaßnahmen zum Zuge kommen zu lassen.

Dies stieß auf die Zustimmung des Landesbischofs. Meister verlangte, „soziales Lernen in Modelle zu bringen, die nicht demütigend sind“. „Wir brauchen eine anständige Gesellschaft“, erklärte der Landesbischof unter dem Beifall des Podiums wie des Publikums.