Vom 16.04. bis 11.05.2012 war Ruben Beyer aus Hannover als Praktikant in den beiden Büros von Kerstin Tack beschäftigt. Seine Eindrücke fasst er so zusammen:

Am Morgen meines ersten Praktikumstags saß ich zu Hause beim Frühstück und ging im Geiste nochmal die Namen der BundesministerInnen durch, da ich dies für irgendwie doch wichtig hielt. Zwar lese ich regelmäßig Zeitung, gucke Nachrichten und halte mich auch sonst für einen aufgeklärten Burschen meiner Zeit.

Aber irgendwie haperte es dann doch mit allen Ministern inklusive zugehörigem Ressort.
"Guido Westerwelle, Auswärtiges Amt; Ursula von der Leyen, Arbeit und Soziales; Kristina Schröder, Familie, Senioren, Frauen und Jugend; [...] Egon Bahr, Gesundheit... Nein, Daniel oder doch Egon?!..."
Geschockt schmiss ich meinen Computer nochmal an und präge mir sicherheitshalber erneut alle Ministerien ein. Ich war etwas besorgt, dass ich unvorbereitet wirken könnte.

Doch als ich im hannoverschen BürgerInnenbüro von Kerstin Tack ankam, war alles ganz anders und viel entspannter. Thilo, Kerstin Tacks wissenschaftlicher Mitarbeiter, öffnete mir in Jeans und T-Shirt die Tür und fragte mich erst mal ob ich was trinken möchte. Dann stellte er mir Frank, Kerstins zweiten wissenschaftlichen Mitarbeiter in Hannover vor und setzte mich gleich an meine erste Aufgabe: Infoblätter von Kerstin Tack in Briefumschläge eintüten, adressieren und frankieren. Gleichzeitig lernte ich Mia, die Blumenpflegerin und Myriam, die Reinigungskraft kennen, die zwischendurch einfach mal hereinschneiten und auch beide super nett sind.

In den darauffolgenden Tagen besuchten wir nahezu alle Wochenmärkte in Hannover und verteilen Karten mit einem Bonbon und Kerstins Bild drauf. Meine Aufgabe war es dabei Kerstin "in Action" zu fotografieren und die Karten mit unters Marktvolk zu bringen. Mir machten diese Marktaktionen großen Spaß und die Marktleute freuten sich auch, dass jemand "von da oben" regelmäßig vorbeikommt und ein offenes Ohr hat. Außerdem besichtigten wir ein Ausbildungszentrum der Handwerkskammer und gratulierten zum Abschluss der ersten Woche Frau Elsa Peck zum 110. Geburtstag. Über unsere Besuche schrieb ich Artikel, die auf der Website von Kerstin veröffentlicht wurden.

Mit Kerstins Worten "in Berlin wird richtig gearbeitet" und voller Vorfreude auf die angekündigten Arbeitszeiten von 8-23Uhr machte ich mich auf den Weg nach Berlin. Ich wusste nicht so wirklich was mich nun erwartet. Aber ich hatte schon mit Kerstins Mitarbeiterin in ihrem Berliner Büro, Heidi, telefoniert, die mich für Montagmorgen um 10 Uhr einbestellt hatte. Nachdem ich meinen Hausausweis (Safety First!) erhalten hatte, ging es los. Ich begleitete Jan, Kerstins zweiten Berliner Mitarbeiter zu einem Treffen der MitarbeiterInnen der Abgeordneten. Dort wurde fraktionsintern der Ausschuss vorbereitet in dem Kerstin Mitglied ist: Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Kurz: ELV – eine der unzähligen Abkürzungen, die in Berlin ständig wie selbstverständlich benutzt werden. Heidi und Jan erklärten mir aber jede Abkürzung und beantworteten alle meine Fragen mit Engelsgeduld. Im Laufe der Woche besuchte ich noch viele andere Sitzungen und auch einige Abendveranstaltungen. Dort lernte ich, dass es nicht so smart ist, jedes Bier zu trinken, was einem angeboten wird. Zumindest macht es den nächsten Tag nicht unbedingt angenehmer. Aber das ist wohl ein Berufsrisiko.

In der Woche darauf, war ich wieder in Hannover und erledigte großteils zusammen mit Thilo und Frank anfallende administrative Arbeiten im Büro. Außerdem war auch noch der 1. Mai – der internationale Kampftag der Arbeiterinnen und Arbeiter. Bei strahlendem Sonnenschein fand eine tolle Veranstaltung auf dem hannoverschen Klagesmarkt statt. Es war schön, zu erleben, wie viele Menschen auf dem "Fest für Demokratie" waren und sich auch wirklich für die vorgestellten Themen interessierten.

Meine nächste Berlinwoche ging schon am Sonntag mit dem Besuch der Wahlparty zur Landtagswahl in Schleswig-Holstein im Willy-Brandt-Haus los. Ich muss gestehen, dass ich mir Wahlparties wilder vorgestellt hatte. Vielleicht war dies jedoch auch dem Umstand geschuldet, dass die SPD in Schleswig-Holstein zwar wohl die Regierung stellen wird, aber insgesamt doch unter den Erwartungen geblieben ist. Ansonsten verlief die Woche recht ähnlich wie die davor. Jedoch besuchte ich dieses Mal den Ausschuss für Gesundheit, welchen ich sehr interessant fand. Highlight der Woche war jedoch die Regierungserklärung bei der ich dann auch mal unsere Bundeskanzlerin traf. Sogar die fast vollständig angetretene Riege der Ministerinnen war mir bezüglich Namen und Zuständigkeit endlich bekannt.

Ich verfolgte die Redebeiträge von der Besuchertribüne und war wie jedes Mal von der lebendigen Stimmung im Plenum erstaunt. Die Mischung aus Gelächter, Geklatsche und mehr oder weniger witzigen Zwischenrufen. Was mich jedoch wirklich begeistert hat, ist die Tatsache, dass die Stühle der Abgeordneten auf Schienen angebracht sind. Das hat mir endlich mal offenbart, warum man sie im Fernsehen immer nur nach hinten und vorne mit ihren Stühlen rollen sieht.
Leider war damit mein einmonatiges Praktikum auch schon wieder vorbei. Ich war wirklich ein bisschen traurig, als ich meinen Hausausweis abgegeben hatte und zum (vorerst) letzten Mal unser Bürogebäude an der Wilhelmsstraße verlassen hatte. Ich werde die ganzen wirklich schönen Gebäude, die Kollegen und den abwechslungsreichen Terminkalender vermissen.
Insgesamt hat mir das Praktikum sehr tiefe Eindrücke in die Arbeit von Abgeordneten und die Abläufe in der Politik verschafft. Ich kann mir gut vorstellen, später – in welcher Funktion auch immer – wieder im Bundestag zu arbeiten.

(Vielen Dank Kerstin, Heidi, Frank, Jan und Thilo für die gute Betreuung und die nette Zeit!)