Bildung für alle: Das Recht auf Inklusion!

Niedersachsens SPD-Bundestagsabgeordnete diskutierten am 23. Juni in der Remise der Üstra in Hannover mit 70 Experten über Inklusion. Thematischer Mittelpunkt der Veranstaltung war die Bilanzierung der Bildungspolitik in Niedersachsen. Die Bundestagsabgeordnete Karin-Evers-Meyer mahnte in ihrem Impulsreferat, dass Deutschland noch immer einer der letzten Staaten sei, "in denen Menschen mit Behinderungen nicht eingegliedert, sondern ausgegrenzt werden".
Die ehemalige Behindertenbeauftragte der Bundesregierung erklärte: "Inklusion ist kein Gnadenrecht. Inklusion ist ein Grundrecht!"
Aus wissenschaftlicher Sicht sei mittlerweile klar, dass inklusive Gesamtschulen für jeden Menschen normal seien. "Wir müssen Sonderschulen überflüssig machen", so die Erziehungswissenschaftlerin Inge Krämer-Kilic. Ganz besonders betonte sie, dass für jeden Menschen mit Behinderungen eine entsprechende Schule ortsnah sein müsse.
Mechthild Strake von der Landesarbeitsgemeinschaft "Gemeinsam Leben, gemeinsam lernen" vertrat werden der Veranstaltung die Elternperspektive. Insbesondere für Eltern sei die Diskussion um Inkusion eine sehr dringliche Notwendigkeit, damit auch im Bildungssystem normal werde, was in Familen von Geburt an normal sei - ein natürliches Miteinander unterschiedlicher Menschen.
Der Schulleiter der IGS Hannover-Linden, Christoph Walther, forderte insbesondere die niedersächsische Landesregierung auf, Versprechen zu halten und Inklusion gesetzlich zu verankern. Der seit Oktober 2010 vorliegende Gesetzentwurf der SPD-Landtagsfraktion wurde durch den Vorsitzenden des Kultusausschusses, Claus-Peter Poppe, vorgestellt. Auch er forderte von der Landesregierung endlich zu handeln und nicht weiter abzuwarten.
Von den 70 Gästen kam aber auch Kritik. Politik könne sich selbstkritisch fragen, wie viel Behinderte in den deutschen Parlamenten vertreten seien. Außerdem hätte der Ausbau von inklusiven Schulen auch Auswirkungen auf Verwaltungsbeamte und -angestelle z.B. in Kommunen, und diese wäre noch nicht hinreichend informiert. "Ich beende die Veranstaltung nicht, ich unterbreche sie", sagte der Vorsitzende der Landesgruppe, Holger Ortel. Damit machte Ortel in seinem Schlusswort deutlich, das die SPD die Inklusion im Bildungssystem weiter vorantreiben werde. Moderiert wurde die Veranstaltung von der heimischen Bundestagsabgeordneten Kerstin Tack.