Alle Kinder sind gleich - Jedes Kind ist besonders! Diskussionsveranstaltung zur frühkindlichen Bildung

Viele Interessierte kamen der Einladung des SPD-Ortsvereins List/Süd nach und diskutierten engagiert im Freizeitheim Vahrenwald über frühkindliche Bildung und Betreuung.
In ihrem Impulsreferat zu Beginn der Veranstaltung verdeutlichte die jugendpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion Hannover und Bundestagskandidatin der SPD, Kerstin Tack, dass Bildung eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe und es somit nicht tragbar sei, dass die Lebensverhältnisse und Startchancen von Kindern von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich ausfallen. „Die Bildungspolitik muss künftig auch wieder in der Zuständigkeit des Bundes gemeinsam mit den Ländern und Kommunen als gesamtgesellschaftliche Aufgabe liegen, wenn wir eine Chancengleichheit in allen Bundesländern erreichen wollen“ fordert Kerstin Tack. Das dies gewollt ist, darin war sich auch der nachfolgende Redner, Regionspräsident Hauke Jagau mit der Bundestagkandidatin einig und ergänzte „hier muss die Bundesebene deutliche Maßstäbe setzen.“

In Niedersachsen gibt es derzeit eine Betreuungsquote von 9,6% im Krippenbereich. In diesem Bereich steht die Landeshauptstadt Hannover mit einer Betreuungsquote von 20% ganz passabel da. „Doch auch diese 20% reichen bei Weitem nicht aus, deshalb hat sich die Stadt das Ziel gesetzt, bis 2013 eine Quote von 40% zu erreichen“, erklärt Kerstin Tack. „Auch dies stellt nur eine Ausbaustufe dar und nach 2013 wird der Ausbau weitergehen müssen“, so Kerstin Tack weiter.

In der nachfolgenden Podiumsdiskussion sind sich die Teilnehmer einig: Besonders der niedrige Betreuungsschlüssel in Krippengruppen, aber auch in Kindertagesstätten, führt dazu, dass es für Erzieherinnen und Erzieher schwer ist, ihre Arbeit so auszuführen, dass sie ihren eigenen und den gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht wird. Eine Verringerung der Gruppengröße wird einhellig gefordert. In Zahlen fordert Kerstin Tack: „ Die jetzige Anzahl der Kinder pro Krippengruppe muss von 15 auf 12 gesenkt werden.“ Dies bestätigt auch Florian Körber von der Eltern-Initiative „Zwergnasen e.V.“. Es geht an diesem Abend aber nicht nur um die Frage, was in Kindertagesstätten und Krippen passiert, sondern auch um die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern. Birgit Merkel, stellvertretende Vorsitzende des Bezirksverbands der Arbeiterwohlfahrt, erklärt, dass Deutschland und Österreich die einzigen Länder seien, in denen es keine Hochschulausbildung für Erzieherinnen und Erzieher gibt. Dies ist in Anbetracht dessen, dass diese Menschen eine der wichtigsten Aufgaben in unserer Gesellschaft erfüllen, indem sie den ganz Kleinen eine Grundlage für ihre Zukunft schaffen, skandalös. Auch Thomas Müller, Leiter der Evangelischen Kindertagesstätte Gethsemane aus der List, bestätigt dies. Er spricht sich für eine Hochschulausbildung aus, verweist jedoch darauf, dass dies in einem dualen System geschehen sollte.

Der Beruf der Erzieherin und des Erziehers hat in Deutschland einen Status, der den Ansprüchen, die an diesen Beruf gestellt werden, nicht gerecht wird. „Mich wundert es immer wieder, dass ein solcher Beruf, der viel Kraft fordert und sehr wichtig für unsere Gesellschaft ist, einen so geringen Stellenwert hat. Sowohl die Wertschätzung als auch die Bezahlung muss sich hier ändern“, erläutert Tack.

Das Podium ist sich mit dem Plenum zum Ende der Veranstaltung einig, dass eines der Hauptprobleme darin besteht, dass unsere Gesellschaft vielfach kinderfeindlich sei. „Hiergegen müssen wir kämpfen“ fordert Kerstin Tack die Teilnehmer der Veranstaltung auf und schließt sehr deutlich mit der Aussage: „Jedes Auto bekommt zurzeit mehr Platz auf der Straße zugewiesen als Kinder.“