Im Wahlkreis der hannoverschen SPD-Bundestagsabgeordneten Kerstin Tack in Hannover-Anderten liegt die letzte Wohnstätte von Ada und Theodor Lessing.

Im Wahlkreis der hannoverschen SPD-Bundestagsabgeordneten Kerstin Tack in Hannover-Anderten liegt die letzte Wohnstätte von Ada und Theodor Lessing. Das Philosophenehepaar lebte dort bevor es auf der Flucht vor den Nationalsozialisten Deutschland verlassen musste. Jedes Jahr findet dort anlässlich des Todestages von Theodor Lessing am Wohnhaus der Familie eine Gedenkveranstaltung statt. Dieses Jahr fällt das Gedenken vor Ort jedoch aufgrund der Corona-Pandemie aus. Stattdessen möchte Kerstin Tack die Möglichkeit nutzen, auf diesem Wege an die Geschichte der beiden großen Persönlichkeiten zu erinnern.

Theodor Lessing war auf vielfältige Weise mit seiner Geburtsstadt Hannover verbunden. 1908 gründete er hier einen Antilärm-Verein, er setzte sich gegen die Unterdrückung von Frauen ein und wurde 1905 Mitglied der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands - ebenso wie seine Frau Ada, die aktiv in der Partei mitarbeitete. Lessing lehrte als Privatdozent für Philosophie an der Technischen Hochschule Hannover, der heutigen Leibniz Universität. Aufmerksamkeit erregte er 1925 mit seinem Bericht über den Prozess gegen den Serienmörder Fritz Haarmann, in dem er heftige Kritik an der Rolle der hannoverschen Polizei und Justiz übte. Außerdem veröffentlichte Lessing 1925 eine Studie über Paul von Hindenburg, für die er stark von rechtskonservativer Seite kritisiert wurde. Es folgte darauf eine antisemitische Hetzkampagne gegen ihn, die dazu führte, dass er seine Lehrtätigkeit an der Hochschule einstellen musste.

In besonderem Maße ist das Ehepaar Lessing in Hannover aber als Wegbereiter der modernen Erwachsenenbildung bekannt. 1919 gründeten Theodor und Ada Lessing die Freie Volkshochschule in Linden. Heute ist die Volkshochschule Hannover nach einem Beschluss des Rates der Landeshauptstadt nach ihrem Gründerehepaar benannt. Am 31. August 1933 stirbt Theodor Lessing in Marienbad, wohin er nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten geflohen war. Er wird durch NS-Schergen ermordet.

Kerstin Tack würdigt Lessings Einsatz für Demokratie und Rechtstaatlichkeit und macht deutlich, wie wichtig die Erinnerung an diejenigen ist, die sich dem nationalsozialistischen Unrechtsregime entgegenstellten: "Bleiben wir wachsam und hören wir nicht auf, für eine friedliche und demokratische Gesellschaft einzutreten, wie es Theodor Lessing getan hat. Auch heute müssen wir sehr wachsam sein gegenüber jeder Form von Ausländerfeindlichkeit und Antisemitismus, da dieser mit besorgniserregender Geschwindigkeit wieder aufkeimt", so die Bundestagsabgeordnete. Sie dankt Fritz Kracke und der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Anderten, die das Gedenken an das Ehepaar Lessing aufrechterhalten. Dank der AWO existiert vor dem Lessing-Haus eine Gedenktafel und es wurden Stolpersteine verlegt, die an die Verfolgung und die Ermordung durch die Nazis vor 87 Jahren erinnern.