Über die Verwechslung von Frauen- mit Familienpolitik

Kerstin Tack, Bundestagskandidatin der SPD, erklärt zum internationalen Frauentag:

90 Jahre Frauenwahlrecht, 60 Jahre Gleichstellungsartikel im Grundgesetz und 50 Jahre Gleichberechtigungsgesetz - aber dennoch sind Frauen von tatsächlicher Gleichberechtigung weit entfernt.

Insgesamt liegt das Durchschnittseinkommen der Frauen bei gleicher Arbeitszeit mindestens 20 % unter dem der Männer. Frauen sind in Betrieben der Privatwirtschaft auf der ersten Führungsebene mit nur durchschnittlich einem Viertel (24 %) vertreten und auch in den Parlamenten liegt noch so einiges im Argen (in den Landtagen liegt der durchschnittliche Frauenanteil 2008 bei 31,9% und im Bundestag bei 32,1%). Eine echte Gleichstellung in der Gesellschaft, Wirtschaft und Politik sieht anders aus. Es gibt also viel zu tun.

Betrachtet man die Entwicklung der letzten Jahre, so könnte man zunächst annehmen, dass die Regierung und allen voran Frau von der Leyens Ministerium viel für Frauen macht. Sieht man jedoch genau hin, bleibt von der ambitionierten Frauenpolitik nicht viel übrig. Denn alles was Frau von der Leyen in den vergangen Jahren auf den Weg gebracht und als Frauenpolitik verkauft hat, ist Familienpolitik. Sicherlich, gute Familienpolitik ist wichtig, aber sie ist eben auch zu wenig.

Familienpolitik als Frauenpolitik zu verkaufen hat Folgen. Werden Frauen- und Familienpolitik synonym verwendet, wird der gesamte Familienbereich wieder zur alleinigen Sache der Frauen erklärt. Die aktuelle so genannte „Frauenpolitik“ von Frau von der Leyen privatisiert die Geschlechterfrage.

Wir benötigen konkrete Regelungen. Es muss eine gesetzliche Regelung für die Privatwirtschaft geben. Es muss einen gleichen Lohn für gleiche Arbeit geben und das wichtigste und gleichzeitig schwierigste Ziel, wir müssen uns von den männlichen und weiblichen Geschlechterrollen die in unseren Köpfen existieren lösen.

Frauenpolitik ist 2009 und wird auch in den nächsten Jahrzehnten kein alter Hut sein. Wir müssen weiter kämpfen, um gleichberechtigt in unserer Gesellschaft leben zu können.